Preisexplosion bei den Luxusgütern: Eine Chanel-Tasche kostet 70 Prozent mehr als früher. Selbst den Reichen werden die Luxusartikel zuweilen zu teuer.
Das bereitet selbst den Reichen und Superreichen keine Freude: In den vergangenen fünf Jahren ist der Preis für beispielsweise eine Chanel-Handtasche um 70 Prozent auf rund 3500 Euro gestiegen. Oder ein Trinity-Armband von Cartier kostet heute um die 12'500 Euro – rund die Hälte mehr als noch vor fünf Jahren.
Dass die Preise für Luxusmarken immer mehr nach oben schnellen, bestätigt auch der Salli-Index des Genfer Family Office Stonehage, der so genannte Stonehage Affluent Luxury Living Index. Gemäss den Berechnungen nahmen die Preise für Güter und Dienstleistungen aus dem Luxussegement im Vergleich zu den offiziellen Inflationsraten um das Elffache zu.
Im Warenkorb aus den 50 Luxusprodukten, die reiche Schweizer besonders häufig kaufen, verteuerten sich besonders die Konsumgüter wie Kaviar, Zigarren, Champagner oder das Essen in noblen Restaurants. Aber auch Freizeitaktivitäten wie Skifahren im Highend-Bereich verteuerten sich gemäss dem Salli-Index.
Kunden können oder wollen nicht zahlen
Laut dem Luxusgüter-Experten René Weber von der Bank Vontobel hat dies zum einen mit Umsatzeinbussen bei den Herstellern von Luxusgütern aber auch Währungsturbulenzen zu tun. Betroffen sind vor allem Länder mit schwachen Währungen. «Da die Kosten für die Luxusgüter-Produzenten in Franken (Uhren) oder Euro (Lederwaren, Schmuck) anfallen, sind Preiserhöhungen in den Ländern mit schwachen Währungen notwendig, um die Profitabiltät zu halten, aber auch um mit den Preisen weltweit vergleichbar zu bleiben», sagt Weber.
Die Preise zu erhöhen ist auch legitim, da sich der Luxusgütermarkt bis zu einem gewissen Grad preisresistent zeigt. «Die Kunden sind solche Preisaufschläge gewohnt», sagte der Finanzchef von Louis Vuitton unlängst an einer Pressekonferenz.
Dieser Schuss könnte aber nach hinten losgehen, sagt die neuste Luxusgüter-Studie der Beratungsfirma Bain & Company. «Luxusmarken könnten Kunden an günstigere Anbieter verlieren, weil diese die höheren Preise nicht bezahlen wollen oder können», sagt Luxusgüter-Experte Josef Ming. Das zeigte sich bereits kurz vor der Finanzkrise. Die Luxusanbieter erhöhten die Preise, doch die Umsätze brachen ein, weil die Wohlhabenden an den Aktienmärkten starke Verluste einfuhren.
1,8 Millionen neue Millionäre
Für den Luxusgüter-Experten Weber ist der Markt noch lange nicht ausgeschöpft. «Grundsätzlich wird das Wachstum im Luxusgüter-Bereich davon getragen, dass es weltweit immer mehr Leute gibt, die sich Luxusgüter leisten können», so Weber. Und das ist immer noch der Fall: Laut einer Studie der Credit Suisse ist die Zahl der Millionäre weltweit im letzten Jahr um 1,8 Millionen Menschen gestiegen.
Dazu füllt der Onlineumsatz nach und nach die Lücke auf. Gemäss einer Luxusgüter-Studie von Bain & Company wächst dieser schneller als der restliche Luxusmarkt. Mit einem Plus von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Umsatz von nahezu zehn Milliarden Euro steht der Onlinevertrieb nun für fast fünf Prozent des Gesamtmarktes.
Von Y. HOLLSTEIN; 20 Minuten (www.20min.ch); March 18th, 2014